Nach der Publikation seines 1958 komponierten Klavierrondos op. 6 mit der Hamburger Pianistin Andrea Benecke, die zusammen mit einer Klavierbearbeitung des Streichquartetts op. 5 Nr. 3 erfolgte, wird hier erstmals eine Einspielung der originalen Komposition dieses Streichquartetts vorgelegt. Die Hartnäckigkeit und Energie von Stephan Breith hat es möglich gemacht, das jahrzehntelang als unspielbar geltende Werk zu seiner Uraufführung am 17. September 2017 mit den "Wiesbadener Solisten" Karl-Heinz Schultz, Uta Lorenz, Tilmann Lauterbach und Stephan Breith, zu führen, die mit einer Ausstellung von Bibelzeichnungen Klähns in der Kirche St. Peter auf dem Berge in Taunusstein-Bleidenstadt verbunden war. Im Anschluss wurde die hier vorgelegte Einspielung vorgenommen. Dafür sei ihm und seinen Mitstreitern der herzlichste Dank ausgesprochen! Dem Komponisten war es immer bewusst, dass er als Laie ohne vollständige musikalische Ausbildung ein der Aufführung widerstehendes viel zu kompliziertes Werk geschrieben hatte. Das führte zu zwei Bearbeitungen durch Wolfgang Klähn selber (op. 5 Nr. 2 und Nr. 3), welche die Spielbarkeit fördern sollten. Nachdem Boris Blacher und Monique Haas sich anerkennend über seine musikalischen Arbeiten geäußert hatten, wurde das Amadeus-Quartett wegen einer Aufführung angesprochen, doch erwies es sich als unmöglich, die erforderliche Zeit des Einübens zu finanzieren. Klähn war dann auch bald wieder von seinen musikalischen Versuchen abgekommen – im Nachlass befinden sich noch weitere und angefangene Werke – und konzentrierte sich auf sein malerisches und zeichnerisches Werk sowie die Dichtungen, die er bis zu seinem Lebensende weiterführte.
Eine musikalische Ausbildung hat sich der Komponist zu Beginn der 1950er Jahre an Hamburger Akademien und im Selbststudium verschafft. Diese Musik ist eine moderne, auf den Errungenschaften Schönbergs aufbauende, die gleichwohl genau notiert ist. Ein Instrument zu spielen hat Klähn nicht gelernt, aber es gibt den tiefen Eindruck im Bericht seines Entdeckers und ersten Förderers Martin Gosebruch, der ihn an der Orgel einer Kirche in Rom improvisieren hörte. In den Ateliers Klähns hat bis in die 1970er Jahre ein Blüthnerflügel gestanden.
Wolfgang Klähn ist vor allem als Maler hervorgetreten und im Kunstbetrieb kontrovers diskutiert worden. Eine Auswahl seiner Dichtungen ist in bisher drei Büchern veröffentlicht. Der Begriff des Klangs war ihm in seiner Arbeit stets wichtig. Klingen webt Sein lautet ein Bildertitel 1953 (WV 55). Im selben Jahr entstand das Gedicht So das sehend Klingen schenkt (Augenseele, S. 94 f.), in dem er die Pflanzen Kamille, Butterblume, Feldmohn und Wegwarte durch den Klang der gewählten Worte zu charakterisieren sucht. In seiner zyklischen Dichtung Inhalt als Formgebundenes aus 1954 (Klingt ihm ein Ort, S. 27 – 120) findet sich die Stelle:

Ob des Du bang Lauschen webt
will erharren wo Lichtes strebt.
Mir ward ertan
wenns galt die Sinne scheiden
ohne einer Klage Leiden
wie ein Währen an Geahn.
So Leibeswerden aus Allem lebt.

Thomas Gädeke

"Ein rondò für das klavier allein" überschreibt Mozart in seinem "Verzeichnüss aller meiner Werke" am 11. März 1787 das hier aufgenommene Rondo a-moll KV 511. In der wissenschaftlichen Literatur wird es nicht ausführlich besprochen. Es ist ein rätselvolles kleines Werk, nach der Prager Sinfonie und vor dem Don Giovanni entstanden. Wolfgang Hildesheimer, der sein Mozartbuch als Liebender und wohl nur als Liebender geschrieben hat, spricht von einem "valse triste", dem er Chopinhaftes anmerkt. Alfred Einstein schreibt: "Man erkennt die ganze Tiefe seiner Empfindung, die Vollendung seines Stils, das Hell-Dunkel von Moll und Dur ...". Der gelegentlich angeführte biographische Zusammenhang der Entstehung mit dem frühen Tod des gleichaltrigen Freundes Graf Hatzfeld ist möglich, ergibt sich aber nicht eindeutig aus den Quellen. Schon der Beginn des Werkes im walzerartigen Takt verzaubert: Es kommt irgendwo her, es geht irgendwo hin - ähnlich dem Anfang der späteren g-moll Sinfonie KV 550.

Wolfgang Klähn hat dieses Rondo schon früh als eine Scheide in Mozarts Werk angesehen, die das mittlere und das Spätwerk trennt. Es hat in seiner geheimnisvollen Ungreifbarkeit den Künstler so gefesselt und herausgefordert, dass er sein Rondo 1958 schrieb, um Mozarts Geheimnis auf die Spur zu kommen. Daher erkennt der Hörer in einzelnen Sequenzen ferne Erinnerungen an das mozartische Ausgangswerk. Ist die Analyse des Mozartstücks durch Schaffen eines eigenen Rondos gelungen? Es ist zu vermuten, dass der Komponist diese Frage verneinen würde. Das Rondo Klähns ist umfangreicher als das Vorbild. Durch Taktartwechsel von 7/8 zu 11/8 zu 5/8 bekommt es von Beginn an einen sphärischen Charakter. Nur kurze Abschnitte gehen rhythmisch einen geraden Weg und bringen für Momente einen beruhigenden Fluss. Ruhe entsteht auch durch die häufig - wie auch von Mozart - verwendete walzerartige Begleitfigur. Formal findet man im Rondo Klähns alle Teile des auch von Mozart verwendeten Aufbaus wieder, nur umfangreicher. Der Wechsel von Hell und Dunkel wird bei Klähn gesteigert durch extreme Spannung und Klarheit. Die Entspannungsmomente sind von kurzer Dauer, dafür umso prägnanter hörbar z. B. durch signalhafte Unisoni oder schlichte Dur-Akkorde. Auffällig ist, dass Klähn das Stück in einem höchst aktiven, extrovertierten Charakter abschließt. Klähn ist als Maler bekannt geworden, seine Dichtungen sind in bisher drei Büchern veröffentlicht, aus seinen Kompositionen wird hier erstmals gespielt. Seine musikalische Ausbildung hat sich der Komponist zu Beginn der 1950er Jahre an Hamburger Akademien und im Selbststudium verschafft. Diese Musik ist eine moderne, auf den Errungenschaften Schönbergs aufbauende, die gleichwohl genau notiert ist. Ein Instrument zu spielen hat Klähn nicht gelernt, aber es gibt den tiefen Eindruck im Bericht seines Entdeckers und ersten Förderers Martin Gosebruch, der ihn an der Orgel einer Kirche in Rom improvisieren hörte. In den Ateliers Klähns hat bis in die 1970er Jahre ein Blüthnerflügel gestanden.

Das dritte seiner Streichquartette ist vom Komponisten mehrfach überarbeitet worden, um seine Spielbarkeit zu fördern. Andrea Benecke hat die letzte Fassung zum Ausgangspunkt ihrer Bearbeitung für Klavier genommen. Dabei hat sie darauf geachtet, die Stimmenverteilung weitgehend im Originalcharakter zu belassen, soweit dies pianistisch umsetzbar ist. Die rhythmische Steigerung von Harmonien ist das Thema dieses mit 12 Sätzen umfangreichen Werkes. Die Sätze werden von der aufführenden Pianistin wie folgt charakterisiert:

1. Andante - marschartig, polyphon umschlungen
2. Allegro - kanonartig und doch Improvisation, alles ist "easy going"
3. Allegro vivace - mystische Stimmung
4. Allegretto - pulsierend, Klänge erinnern an Ravel
5. Allegretto - dichter Notensatz, wird zum Ende immer durchsichtiger
6. Andante - Gespräch, bedeutungsvolle Pausen
7. Allegretto - eine Art Scherzo
8. Andante - Grave
9. Allegro - Elfentanz, sehr frei
10. Allegretto - Aria, innig wie ein Gebet
11. Allegretto - extrovertiert, tänzerisch
12. Allegro/Andante - Kadenz 1. Violine und Coda

Die CD "Kompositionen von Wolfgang Klähn" können Sie hier bestellen.

Thomas Gädeke