Wolfgang Klähn und die Krise der Moderne
Martin Gosebruch: Wolfgang Klähn und die Krise der Moderne - Essays aus fünf Jahrzehnten

Unter den deutschen Universitätsprofessoren für Kunstgeschichte war Martin Gosebruch (1919-1992) neben Hans Sedlmayr der einzige, der eine dezidiert kritische Auseinandersetzung mit der Kunst seiner Gegenwart gesucht hat. Die wichtigsten der dazu an oft entlegener Stelle publizierten Beiträge aus fünf Jahrzehnten werden in diesem Band versammelt.

Gosebruch argumentiert aus der Position eines Vertrauten und Parteigängers der Moderne, der auch mit Hans Sedlmayr hart ins Gericht geht. Den Protagonisten der Nachkriegskunst hält er vor, es sich zu einfach zu machen und weit unterhalb der Möglichkeiten der Wegbereitergeneration zu verbleiben. Er kündigt den herrschenden Konsens auf und unterscheidet zwischen der öffentlichen Moderne, die den Anschein des Offiziellen erhalten hat wie einst die Akademie, und den im Treiben des Kunstbetriebs schwer erkennbaren schöpferischen Kräften. Dieser ist er sich so sicher, weil ihm in dem Hamburger Maler Wolfgang Klähn ein Künstler von ebenso eminenter malerischer Begabung wie wahrhaft erneuernder formaler wie inhaltlicher Kraft begegnet ist. Seine Kunst hat er seit ihrem ersten Hervortreten 1952 begleitet, manchen Streit darüber ausgefochten und sie immer wieder in einen großen kunstgeschichtlichen Zusammenhang gestellt.

Eindrucksvoll ist, wie der Autor unerschrocken, professionell, ohne Opportunismus und im Ringen um wissenschaftliche Begriffe streng methodisch einen Weg aufzeigt, wie in der Beurteilung der Gegenwartskunst fester Boden gefunden werden kann. Der unkonventionell gestimmte Leser, der bereit ist, Gosebruchs scharfsinnigen Gedankengängen zu folgen und sich die sinnlich-emotionale wie geistig-moralische Kraft der neueren Kunst in den Analysen des Autors erschließen zu lassen, wird an dem Buch großen Gewinn haben.

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